![Hubert Treml packte in der Stadtbücherei St. Michael]()
Er braucht keine aufwendigen Bühnenrequisiten. Ein paar bunte Tücher reichen Hubert Treml, um die Kulissen für seine eigenen Grimm-Märchen zu schaffen. Die Glocken der Friedenskirche kommen gerade recht - auch der nahe gelegene Friedhof.Alles andere steckt in ihm selbst: erstklassige Komik in seiner Mimik, sein sprachlicher Ausdruck und sein unverwechselbarer Oberpfälzer Dialekt. Gesang inklusive. Nachdem Christian Baumann in Vertretung seiner erkrankten Frau Doris das Publikum in der Stadtbücherei St. Michael begrüßt hatte, stellte es Tausendsassa Treml den Besuchern frei, ob sie nach seinem Auftakt gleich wieder gehen oder aber doch bleiben. "Seine" Märchen seien vielleicht doch nicht Jedermanns Sache. Immerhin nennt er sein Programm: "I spinn".Das Publikum wird von Anfang an einbezogen und darf anhand der farbigen Tücher raten, um welches Märchen es sich jeweils handelt. Nach dem "Fruaschprinz" schwingt Treml ein grünes Tuch auf die Stellwand, das den Wald symbolisiert, also "Hänsel und Gretel". "Hier werden wir um das halbe Märchen beschissen, wenn man an das bekannte Lied denkt", stellt Treml fest. Rapunzel wird zum "Rapunzlerich", bei dem das Publikum einen Lückentext serviert bekommt. Die "Weidner Stadtmusikanten" haben bei Treml auch so ihre Theorie und sind sich absolut sicher: "Was bessers wie'n Dod find's überall!" Diese Parodie auf die "Bremer Stadtmusikanten" gibt uns sogar etwas Wichtiges mit auf den Weg: "Du hast nix zu verliern. Gib net auf und gib net nou!"In der Stadtbücherei gab es beim "Rumpelstilzchen" sogar "Tatort"-Atmosphäre, bei "Frau Holle" eine Gstanzloper, ein expressives "Dornraiserl" und erfundene "Treml"-Ausdrücke, wie "springspieglschoischo" bei seinem "Schneeweißerl". Ohne seine Gitarre und Mundharmonika geht es - Gott sei Dank - auch nicht. Die Zuhörer lachen Tränen, ob mit, oder ohne seine Musik.