![Die Nussschale hält durch. Nachdem alle Flüchtlinge mit Schwimmwesten und Getränken versorgt waren, wartet die Crew der Sea-Eye auf die Dignity, ein Schiff von Ärzte ohne Grenzen, das die Menschen aufnehmen wird.]()
Die Nachricht ging durch die Medien. Die Sea-Eye, das Schiff des Regensburgers Michael Buschheuer, hat Anfang Mai vor der libyschen Küste 123 Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet. Zur Crew gehörte Dr. Wilfried Schnappauf (66), ein gebürtiger Flosser. "Dass wir das Boot gesehen haben, war ein großer Zufall", zieht Schnappauf nachdenklich Bilanz. "Fahren wir ein paar Meilen westlich oder östlich, verpassen wir es." Radar oder elektronische Ortungssysteme können die Nussschalen, mit denen Schleuser die verzweifelten Menschen aufs Meer hinausschicken, nicht erfassen. "Man muss den Horizont schon mit dem Fernglas absuchen."Der pensionierte Arzt erinnert sich noch genau an den 5. Mai, als um 7.30 Uhr plötzlich der Ruf ertönt: "Boot in Sicht!" Etwa vier Seemeilen entfernt dümpelte auf dem Meer ein Schlauchboot, auf dem dicht gedrängt Menschen saßen. Als sich die Crew mit dem Rettungsboot nähert, blickt sie in unzählige verschreckte Augenpaare. "Ich glaube, den Leuten war zunächst nicht klar, ob wir Freund oder Feind sind." Meer zum Glück ruhig Die Kommunikation erfolgt in Englisch. "Die Leute waren sehr disziplinier und haben geduldig gewartet." Die Helfer sind erschüttert, wie viele sich in das kleine Schlauchboot gequetscht haben. "Wir dachten erst, die sitzen nur am Rand, aber auch in der Mitte kauerten welche." Schnappauf schnauft durch. "Zum Glück war die See an diesem Tag sehr ruhig." Was passiert wäre, wenn es hohe Wellen gegeben hätte, mag er sich gar nicht ausmalen.Doch die Sea-Eye musste auch turbulente Tage meistern. Bei Seegang schien der Fischkutter auf den Wellen zu tanzen. Nichts für empfindliche Mägen. Jeder, der das ausgehalten hat, konnte froh sein. Schnappauf kam mit dem Geschaukel ganz gut zu recht. "Das habe ich vorher auch nicht gewusst", erzählt er. Aufnehmen kann die Sea-Eye die Flüchtlinge nicht, dafür ist sie zu klein. Lediglich eine Hochschwangere darf an Bord. "Die Frau hätte es...